Holzfigur einer nachdenklichen Person

Wie Promovieren?

Ist die grundsätzliche Entscheidung für eine Promotion gefallen, gilt es, die verschiedenen Möglichkeiten abzuwägen. Promotionen können in Deutschland ganz unterschiedlich ablaufen.

In diesem Beitrag werden die verschiedenen Möglichkeiten vorgestellt und ihre jeweiligen Vor- und Nachteile diskutiert.

Interne Promotion als wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in

Eine interne Promotion ist mit einer bezahlten Anstellung am Lehrstuhl verbunden. Der Stellenumfang kann abhängig vom Fachbereich zwischen 50% und 100% betragen.
Inwiefern die Arbeitszeit auch für die Arbeit an der Dissertation genutzt werden kann, wird sehr unterschiedlich gehandhabt. In der Praxis gibt es die volle Bandbreite: von viel Freiraum für die Dissertation und nur wenigen Aufgaben am Lehrstuhl bis zu Arbeit am Lehrstuhl in Vollzeit und der Anfertigung der Dissertation in der Freizeit.
Dies ist ein zentraler Punkt, der im Vorfeld auf jeden Fall geklärt werden sollte.
Manche Themen sind nur als interne Promotion durchführbar, weil sie den Zugang zu bestimmter Ausstattung erfordern (z.B. Labore, technische Geräte).

Vorteile:
Eine interne Promotion bietet ein geregeltes Einkommen. Durch die Arbeit am Lehrstuhl ist man in regelmäßigem Kontakt und fachlichem Austausch mit anderen sowie der Betreuungsperson. Manche Betreuungspersonen fördern ihre wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen auch gezielt und ermöglichen ihnen die Teilnahme an Konferenzen o.Ä.

Nachteile:
Die Aufgaben am Lehrstuhl beanspruchen in vielen Fällen mehr Zeit als vertraglich vereinbart. Zusätzliche Aufgaben abzulehnen, kann schwierig sein, weil der oder die Vorgesetzte gleichzeitig die Betreuungsperson der Promotion ist.
Durch die Verknüpfung von Lebensunterhalt (Anstellung) und Betreuungsverhältnis besteht ein doppeltes Abhängigkeitsverhältnis. In dieser Konstellation wird am häufigsten von zwischenmenschlichen Spannungen und einer belasteten Beziehung berichtet, was sich auf den ganzen Promotionsprozess auswirken kann.
Wenn die Arbeitszeit nicht für die Dissertation verwendet werden kann und diese komplett in der Freizeit geschrieben werden muss, führt dies zu einer sehr hohen Arbeitsbelastung. In diesen Fällen wird die Dissertation oft nicht während der Vertragslaufzeit (meist drei Jahre) fertig und muss anschließend als externe Promotion fertiggestellt werden.

Externe Promotion

Bei einer externen Promotion besteht lediglich ein Betreuungsverhältnis zwischen Doktorand:in und Betreuungsperson und kein Arbeitsverhältnis. Um die Finanzierung des Lebensunterhalts müssen sich die Doktorand:innen selbst kümmern.

Vorteile:
Eine externe Promotion bietet das größte Maß an Flexibilität und Unabhängigkeit. Diese Variante lässt sich auch am ehesten mit einer Berufstätigkeit oder Familienverantwortung zu kombinieren.

Nachteile:
Um die Finanzierung ihrer Promotion und ihres Lebensunterhalts müssen sich die Promovierenden selbst kümmern. Nebenjobs oder eine Berufstätigkeit binden jedoch Zeit und Energie, wodurch sich die Promotionszeit deutlich verlängern kann.
Ohne Arbeitsverhältnis ist keine regelmäßige Anwesenheit am Lehrstuhl notwendig. Dadurch entfallen jedoch auch die zahlreichen Begegnungen mit der Betreuungsperson und anderen am Lehrstuhl sowie der damit verbundene Austausch. Jedes Gespräch mit den Betreuungspersonen muss extra vereinbart werden. In der Praxis zeigt sich, dass manche Professor:innen besser zu erreichen zu sind als andere. Externe Promovierende warten mitunter relativ lange auf Rückmeldungen.

Manchmal gibt es Kolloquien, in denen sich Promovierende austauschen und ihre Projekte vorstellen können. Wo es diese Möglichkeit nicht gibt, fehlt der fachliche Austausch mit anderen bzw. muss er selbst organisiert werden.

Promovieren mit Stipendium

Eine weitere Möglichkeit, eine Promotion ganz oder teilweise zu finanzieren, ist ein Stipendium.
Es gibt Stipendien im Rahmen der Begabtenförderung sowie von politischen, kirchlichen oder sonstigen Stiftungen. Die Laufzeit und die Höhe der Stipendien sind unterschiedlich.

Vorteile:
Die Finanzierung der Promotion ist gesichert und die Promovierenden können sich ganz auf ihre Dissertation konzentrieren, ohne Verpflichtungen am Lehrstuhl zu haben. Wie bei einer externen Promotion bietet eine Promotion mit Stipendium viel Freiheit und Flexibilität.
Bei vielen Stipendien besteht die Förderung nicht nur aus Geld, sondern auch aus zusätzlicher Unterstützung in Form von Workshops und Mentoring.

Nachteile:
Da Stipendiat:innen nicht am Lehrstuhl tätig sind, haben sie in der Regel weniger fachlichen Austausch und Kontakt zur Betreuungsperson. Sie müssen sich außerdem proaktiv um Vernetzung und Austausch kümmern.
Die Stipendienzeit zählt nicht als Berufserfahrung und wird bei der Rentenberechnung nicht berücksichtigt. Auch die Krankenversicherung muss selbst getragen werden. Die Laufzeit eines Stipendiums ist oft kürzer als die Promotionsdauer, was dazu führt, dass nach Auslaufen des Stipendiums andere Finanzierungsmöglichkeiten erschlossen werden müssen.

Je nach Lebenssituation ist eine der Möglichkeiten besser geeignet. Trage ich Familien- oder Pflegeverantwortung? Möchte ich parallel zur Promotion Berufserfahrung sammeln oder meine Berufstätigkeit nicht komplett unterbrechen? Möchte ich am Lehrstuhl arbeiten, um Erfahrung im Wissenschaftsbetrieb zu sammeln?

Es ist hilfreich, diese Aspekte vor etwaigen Bewerbungen um Promotionsstellen oder Stipendien zu durchdenken, um zielgerichteter vorgehen zu können.

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Bild: Pixabay/Annette