Kumulativ promovieren oder mit Monografie?
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten der Promotion: die klassische Monografie, also ein umfangreiches Einzelwerk, oder die kumulative Promotion. Bei kumulativen Promotionen werden einzelne Artikel, sogenannte Paper, in Fachzeitschriften (Journals) veröffentlicht. Je nach Fach und Promotionsordnung sind dies zwischen zwei und sechs Artikel, in vielen Fällen drei. Diese dürfen jedoch nicht völlig losgelöst voneinander sein, sondern müssen einen inhaltlichen Bezug zueinander haben. Für die Dissertation werden diese Artikel dann gemeinsam mit einem Manteltext von ca. 20-30 Seiten eingereicht. Je nach Promotionsordnung müssen die Artikel entweder bereits veröffentlicht, nur zur Publikation angenommen oder eingereicht sein.
Zunächst hilft ein Blick in die gültige Promotionsordnung: Dort ist geregelt, auf welche Weise promoviert werden kann. Im MINT-Bereich ist es oft die kumulative Dissertation, in den Geistes- und Sozialwissenschaften hingegen eher die Monografie. Etliche Promotionsordnungen lassen mittlerweile beide Arten zu. In diesem Fall kann man in Absprache mit der Betreuungsperson frei wählen.
Doch welche Vor- und Nachteile haben die einzelnen Verfahren?
Mit Monografie promovieren
Vorteile
- Sie können sich auf eine einzige Arbeit konzentrieren, die in sich schlüssig ist. Inhaltlich können Sie dabei richtig tief eintauchen.
- Sie können sich ganz Ihrer Forschung und dem Schreiben Ihrer Arbeit widmen und haben keinen Ärger mit Peer-Reviewer:innen, deren Änderungswünschen oder einer etwaigen Ablehnung durch Zeitschriften.
Nachteile
- Es kann durchaus schwer sein, bei der Arbeit an einem einzelnen Text über Jahre motiviert zu bleiben.
- Feedback auf Ihre Arbeit erhalten Sie erst ganz am Ende durch die Gutachten, es sei denn, Sie besuchen zwischendurch Konferenzen oder bekommen Rückmeldungen von Ihrer Betreuungsperson.
- Die Monografie ist am Ende der Promotionszeit nur eine einzige Publikation für Ihre Publikationsliste.
Eine Möglichkeit, die Nachteile der Monografie auszugleichen, besteht darin, parallel zur Arbeit daran Artikel zu veröffentlichen. Achten Sie jedoch darauf, diese Veröffentlichungen in Ihrer Monografie auch zu zitieren, um ein versehentliches Selbstplagiat zu vermeiden.
Kumulativ promovieren
Vorteile
- Ihre Publikationsliste wächst schon während der Promotion. Das kann vorteilhaft sein, wenn Sie eine weitere Karriere in der Wissenschaft anstreben, für Anträge etc.
- Die einzelnen Artikel sind als Schreibprojekte deutlich kürzer und überschaubarer als eine 200-400 umfassende Monografie. Das kann sich positiv auf die Motivation auswirken.
- Durch das Peer-Review erhalten Sie schon während der Promotion Feedback auf Ihre Forschungsleistung, nicht erst am Ende durch die Gutachten.
- Dadurch, dass Sie nicht erst nach abgeschlossener Promotion veröffentlichen, wird Ihre Forschung schneller in der wissenschaftlichen Gemeinschaft verbreitet und Sie können kann sich schneller einen Namen zu Ihren Themen machen.
Nachteile
- Die Veröffentlichung bei Fachverlagen ist durch das Peer-Review meist ein zäher und langwieriger Prozess. Für jeden Artikel fallen deutlich mehr Einzelschritte an als für eine Monografie (Schreiben, Einreichen, Begutachten, Überarbeiten, erneutes Einreichen).
- Das Warten auf die Reviews und Rückmeldungen vom Verlag zieht den Prozess in die Länge, manchmal über Jahre hinweg. Dies ist unberechenbar und kann ziemlich nervenaufreibend sein.
- In den Peer-Review-Verfahren sind Sie stark von anderen abhängig (Herausgeber:innen, Reviewer:innen) und haben keinen eigenen Einfluss auf diesen Prozess.
- Negatives Feedback in den Reviews kann demotivieren. Nur bei sehr wenigen Einreichungen werden gar keine Überarbeitungen gefordert. Werden „major revisions“ gefordert, kann das viel zusätzliche Arbeit bedeuten.
- Manchmal wird nicht nur eine Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift verlangt, sondern eine Veröffentlichung in renommierten, international bekannten Verlagen, z.B. mit einem bestimmten Impact-Faktor. Von diesen Zeitschriften angenommen zu werden, ist nicht leicht. Im Falle einer Ablehnung muss man es anderswo versuchen und hat viel Zeit verloren.
Bei kumulativen Promotionen sollten Sie die Vorgaben Ihrer Universität ganz genau prüfen: Welchen Status müssen die Artikel haben? Müssen sie veröffentlicht sein oder reicht es, wenn sie eingereicht oder angenommen wurden? Welche Artikel kann ich für eine kumulative Promotion verwenden? Muss ich Einzelautorin sein oder sind Co-Autorenschaften zugelassen?
Sie sind sich nicht sicher, welche Form der Promotion besser zu Ihnen passt? Gerne unterstütze ich Sie dabei, Ihre Gedanken zu sortieren und die verschiedenen Möglichkeiten abzuwägen. Buchen Sie einfach hier ein kostenloses und unverbindliches Kennenlerngespräch https://schreibberatung-barbara-lux.de/kennenlernen/.
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